Es ist der Geschmack, der uns antreibt, uns weiterziehen lässt. Es sind die Menschen, die uns abrupt stoppen, zum Verweilen einladen und letztlich für immer in Erinnerung bleiben.
Eine Genussreise zu den Spitzenköchinnen und –köchen aus Slowenien, Italien und Österreich.
Worte, die ehrlich ausgesprochen tief berühren, Gänsehaut hinterlassen, die bleiben und nicht mehr gehen. Und das für immer. Es sind die Momente, in denen mein Herz übergeht, ich sie immer wieder erzähle und somit hinaus trage in die Welt. Euphorisch, dankbar und glücklich zugleich.
Gregor, der taffe Bad Boy vom Restaurant HIŠA DENK aus Slowenien hat Klasse und Stil. Seine Erzählungen fesseln und begeistern zugleich, man möchte sich setzen und zuhören. Am Besten an der Feuerschale im Garten mit einem Gläschen Wein.
Die eben genannte Art ist nur ein Beweis seiner außergewöhnlichen Art, einen Ort der Gemütlichkeit zu erschaffen.
„Meine Gäste sollen nach einem feinen Abendessen rund um das Feuer im Garten Platz nehmen, die Natur genießen und mit fremden Menschen ins Gespräch kommen. Georgi möchte ein Gesamterlebnis für seine Gäste schaffen, am Besten mit Übernachtung bei ihm im Hotel. Aus diesem Grund baut er aus, im Feld nebenan. Ein Gebäude mit 8 wunderschönen, ruhigen Zimmern soll entstehen, inklusive Yogaraum und einem Spa–Bereich. Wir kündigen uns sofort für die Eröffnung nächstes Jahr an. Es wird eine Grillfeier im großen Stil geben, war klar.
Das macht ihn aus. Georgi erzählt von seinen Stationen, von der Härte der Branche und dem Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Er hat alles auf eine Karte gesetzt und folgt seinem Instinkt. Sein Menü, ein Feuerwerk an Geschmäckern, das niemals zu enden scheint. Eine Auswahl an kleinen Häppchen, brillant in der Umsetzung, überraschend in der Geschmackskombination.
Am nächsten Tag erzählt er uns, dass der Vorabend mit vollem Restaurant ein Höllenritt war. Zwei große Gesellschaften, der Rest des Restaurants gänzlich ausgebucht. Die Gäste kommen früher und später als erwartet. Jeder Gang wird für jeden Tisch frisch gekocht, kann nicht eingetaktet werden. Eine Herausforderung, die dem gesamten Team nicht anzusehen war. Ehrliche Einblicke in die Branche, die immer wieder verblüffen und die erforderliche Stressresistenz in diesem Beruf aufzeigen.
Dann unterbricht uns ein deutscher Tourist. Klischee bis zum Abwinken, inklusive Sandalen und Tennissocken. Er bittet spontan um einen Tisch für heute Mittag, denn seine Frau und er haben heute den 40igsten Hochzeitstag. Der Herr kommt vom Fach, ist selbst Koch und eigentlich geborener Steirer, den die Liebe nach Deutschland verschlagen hat. Georgi zwickt die beiden um 14:00 Uhr ein und freut sich auf ihn. Und dann kommt das, was alles über die Hisa Denk und ihr Team aussagt!
„Wie schick müssen wir heute hier aufschlagen?“ fragt er Georgi. Dieser antwortet lächelnd: „Genauso wie du dich heute fühlst. Bei uns geht es rein um das Essen und die gute Zeit, die wir gemeinsam verbringen!“ Ich bin baff, glaube ihm, da stehend in seinem löchrigen T-Shirt, jedes Wort und weiß in diesem Moment, ja ich komme wieder.
Den Geschmacksspuren folgend führt uns die Reise weiter durch das strahlend grüne Slowenien, gleich hinter die Grenze nach Italien. Udine, ein Zwischenstopp mit Pflichtcharakter, liegt am Weg. Einen Aperol auf der Piazza Giacomo Matteotti trinkend, umhüllt uns sofort das la dolce vita.
Und dann sind wir endlich da. Ein langer Traum geht in Erfüllung. Im Nirgendwo, umringt von Weinbergen, checken wir ein bei Antonia Klugmann und ihrem Restaurant L’Argine a Vencò.
Der Abend erfüllt meine Hoffnung, eine atemberaubende Symphonie der Geschmäcker ab dem ersten Gang. Jeder weitere steigert sich und gibt ein Feuerwerk an Geschmacksexplosionen frei. Manche Gänge, wie die geschmorten Sehnen, sind für die Mutigen unter uns, offenbaren zugleich die pure Schönheit der Region. Wir sind verzaubert, erleben einen Service, der eine Kombination aus aufmerksamer Präsenz und fühl-dich-wie-zuhause schafft.
Life in Motion – so bezeichnet Antonia ihre virtuose Menüfolge. Nach dem letzten Gang kommt sie persönlich an unseren Tisch. Ich erzähle ihr, dass dieser Abend ein lang ersehnter Traum von mir war. Erstmals traf ich sie beim Gelinaz-Event im Mühlthalhof in Neufelden, OÖ. Dort kochten die besten 2o Köchinnen und Köche der Welt auf und begeisterten in kleinen Gruppen. Antonia brillierte mit Lukas Nagel (Das Bootshaus, Traunkirchen) und Virgilio Martinez (Central, Lima, Peru) an ihrer Seite. Meine geheimen Favoriten. Sie interpretierten das Mühlviertel in einer Art und Weise, die an diesem Event ihresgleichen suchte. Passend zur oberösterreichischen Traditionskost entwickelten sie einen gedämpften Knödel im Asia Style, gefüllt mit vegetarischem Gulasch! Diesen durften wir in selbst gezogenem Tannenwipfelöl und pulverisiertem Marillenstaub tunken. Ein Geschmackserlebnis, das für immer bleibt. Seit damals will ich diese beeindruckende Frau besuchen und erfahren, wie ihre Region, das Friaul für sie persönlich schmeckt.
Antonia ist so gerührt von meinen Worten und vor allem der Erinnerung an diese unvergleichlichen Tage mit ihren Kolleginnen und Kollegen, dass uns beide Tränen in die Augen steigen. Genau diese Gespräche, diese seltenen Momente sind das, was mich berührt, antreibt, begeistert und letztendlich von innen strahlen lässt. Ich erzähle ihr, dass wir uns gerade auf einer Genussreise befinden und sie im Vergleich zu Georgi aus der Hisa Denk sehr weiblich kocht. Sie sieht mich entgeistert an, erwidert, dass sie nicht weiblich kochen möchte, sondern hier einfach nur ihre Region präsentiert. Ich fühle die Scham in mir aufsteigen, möchte mich erklären und merke, die Kurve bekomme ich jetzt nicht mehr.
Ihre Worte lassen mich nicht los an diesem Abend und dann, ganz plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die Leichtigkeit ihrer Gerichte, verglichen mit dem Menü vom Vorabend ist nicht weiblich. Warum ordne ich Gerichten geschlechtsspezifische Charakteristika zu. Wie einfältig und plump von mir.
Rückblickend ist sonnenklar, Antonia zeigt Ecken und Kanten, ihre Menüfolge strotzt vor Selbstsicherheit, möchte weder überzeugen noch gefallen. Sie steht für ihre Region ein, zeigt was sie zur Verfügung hat und präsentiert das Handwerk vieler Generationen. Sie hat sich der Tradition und dem altem Kochhandwerk verschrieben, kocht wie es schon ihre Vorfahrinnen getan haben und das, umgesetzt in die heutige Zeit. Sie gibt jedem einzelnen Gang seine wohl verdiente Bühne. Die Chefköchin selektiert ganz bewusst und präsentiert nur eine einzige, perfekte Kombination auf jedem Teller.
Der Vorabend bei Georgi war, so wird mir klar, weder männlich noch vergleichbar mit diesem. Bei ihm naschten wir aus der Vielfältigkeit und der Fülle aller Gerichte und natürlich war etwas für jeden Gaumen dabei. „Life in Motion“ ist das Gegenteil. Ich feiere diese Frau, ihre Selbstsicherheit und ihr Können. Das ist es, was berührt und bleibt, für immer.
Unsere Reise endet im wunderschönen Dellach im Gailtal, der Slow-Food-Travel-Region Österreichs. Dieses Tal hat es geschafft, sich selbst zu positionieren, ihr Handwerk und ihre Produzenten zu ehren und sich zusammen zu schließen, um Abwanderung zu verhindern und den Tourismus anzukurbeln. Einer dieser Betriebe ist das Biohotel Der Daberer, oder besser gesagt, der mit dem Vogel. Schon lange sehne ich mich nach diesem Hotel. Das gesamte Team hat sich der Nachhaltigkeit, dem wertschätzenden Umgang mit der Natur und der Verbundenheit mit ihrer Region verschrieben. Man sieht und spürt es an jeder Ecke. Unsere junge Bedienung erzählt uns, dass sie zuvor in einem Kinderhotel gearbeitet hat und es nicht mehr ertragen konnte, wenn ganze, gebratene Fische vom Buffet am Abend weggeschmissen wurden. So möchte sie nicht arbeiten. Sie hat im Daberer ihren Wohlfühlarbeitsplatz gefunden und ist angekommen, möchte bleiben.
Als erstes zieht es uns an den Waldteich, klar und eiskalt zugleich. Ein Juwel, ein Kraftort, eine Energietankstelle, die ihresgleichen sucht. Ich ziehe meine Liege den letzten Sonnenstrahlen entgegen. Ich höre nichts. Stille, sie überrascht mich so sehr, dass ich noch angestrengter meine Ohren spitze, um nichts zu hören.
Eine vergleichbare Erinnerung will mir einfach nicht einfallen. Ein magischer Ort, den Hotelgästen vorbehalten. Der Schatten holt uns ein und wir trippeln durch den Wald in die hauseigene Saunalandschaft, wunderschön gestaltet mit offenem Blick auf die Berge gegenüber. Die Decken sind so kuschelig, die Düfte und Seifen so wertvoll. Man fühlt sich willkommen, aufgehoben, umsorgt wie zuletzt in der Kindheit. Das Abendessen schmeckt großartig, das Frühstück überrascht noch viel mehr. Neben dem Buffet darf man aus einer kleinen exklusiven Karte auswählen. Warmer Kokos-Porridge und eine Kimchi-Miso-Suppe sind nur zwei von vielen Highlights.
Wir lassen unsere Reise an diesem Abend mit einem Gin-Tasting ausklingen, fühlen uns voll, voll von Gefühlen, Eindrücken, Erkenntnissen und Spaß, den wir schon lange nicht mehr so intensiv als Freunde erlebt haben. Es war großartig und ich freue mich auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt, Karaoke singend im Tesla dem guten Geschmack nach.
Die Reise wurde von uns selbst bezahlt. Der Bericht kommt von Herzen und ist mir ein Anliegen, weil ich diese tollen Menschen kennen lernen durfte.
Werbung, aufgrund von Nennung der Restaurants und Hotels.